Bei allem Können irgendwie ziellos

"Frank aus Tostedt", Aquarell, 1976, 21x30cm, Zeichenkarton
Dies stellt einen Freund dar, einen jungen
Menschen, mit dem ich mich ab 1975 herumtrieb.

Die Überschrift bezieht sich auf mich, nicht auf mein Modell.

Ich gestehe, mir fehlt ein künstlerisches Konzept. Es gibt zuviel, was mich interessiert, ist in sich widersprüchlich. Große Kunst entsteht im Ringen um eine Problematik, ein Thema, mit dem sich der Künstler, die Künstlerin in einem permanenten Erkenntnisprozess beschäftigt, den der schaffende Mensch erforscht, man kreist um ein Phänomen, einen Inhalt.

Mein Studium begann 1969 in einer Zeit von einer Suche nach der überzeugenden Abbildung. Der Unterricht in der HfBK war auf Experiment und Erkenntnis ausgerichtet, Dozent war ein Schüler von Dieter Roth. Ich, unzufrieden, rebellisch, zeichnete nach der Natur, Stilleben und Akt, Landschaft und dann Porträt. Aktionskunst und Fluxus, fand ich, sei Humbug.

Meine Erforschung von Persönlichkeit durch das Porträt jedoch besaß kaum Übertragbarkeit, war für niemanden interessant als für den Abgebildeten, auch gelegentlich die Abgebildete. Und wenn es sich auch um psychologische Porträts handelt (wobei Porträts eigentlich immer psychologisch sind) — wem hätte man das verkaufen sollen? Und wiederum: Wie hätte ich in einer Zeit vom Porträt leben sollen, in der die Fotografie den Job zu fast 100% übernommen hat, Personen abzubilden?

Sibirische Holzfigur mit Eisenteilen, Aquarell und Buntstift, 21x30 cm
Giljaken-Geist aus Sibirien

Den Todesstoß empfing meine künstlerische Entwicklung durch das Helmut-Newton-Urteil, das nicht nur die direkte Verwendung von Fotos unter Urheberrecht stellte, sondern auch exaktes Nachzeichnen ausschloss. An dem Tag, als ich davon hörte, hängte ich meine bisherige Arbeit an den Nagel. 

Angewandte Kunst

In den Mitt-Achtzigern trat der Computer in mein Leben und zeigte mir einen wirtschaftlichen Ausweg. Ich verliebte mich in die Computergrafik. Sie ermöglichte mir einen Lebensunterhalt. Sie trieb mir die Flausen aus und lehrte mich, was es bedeutet, Dienstleister zu sein, was ich, jugendlich-passiv-aggressiv, bis dato abgelehnt hatte, worin ich aber heute sogar Genuss finde. Inzwischen sind das Entwerfen von Plakaten und Buchhüllen und die typografische Gestaltung meine Lieblingsbeschäftigung geworden.

Seit ich in Rente bin, dient Malerei der Entspannung, hat aber eher den Stellenwert von Telefonkritzeleien.

 

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